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Takis Würger

 

„Der Club“

 

Gelesen von Anna Maria Mühe, Matthias Koeberlin und anderen

 

 

Boxen kann die ganze Welt bedeuten, zumal wenn es der einzige Weg ist, in Kontakt mit Menschen zu treten. Der emotional gehemmte Hans Stichler ist ein leidenschaftlicher Boxer. Seit dem frühen Tod seiner Eltern muss er sich allein in der Welt behaupten; die einzige Unterstützung erfährt er von einem Mönch in seinem Internat. Deshalb ist er sehr überrascht, als seine Tante Alex plötzlich wieder in seinem Leben auftaucht und ihm ein Stipendium für die Universität Cambridge anbietet – freilich nicht ohne Hintergedanken. Seine Boxleidenschaft soll ihm Zutritt zu dem legendären „Pitt Club“ verschaffen, um dort einem Verbrechen auf die Spur zu kommen. Hans nimmt an, ohne zu ahnen, worauf er sich einlässt. Denn in dem elitären Club, in dem sich die junge britische Oberschicht tummelt, gibt es bei weitem nicht nur gezielte Schläge auf zu hoch getragene Näschen ....

 

 

Obwohl fast kein Thema des urbanen Zeitgeistes fehlt, ist Takis Würgers Epos nicht in die gängigen Genres einzuordnen. Er ist weder ein Campus– oder „Oxbridge“-Roman noch ein High-Society-Krimi. Vielmehr ist er eine Kombination aus Entwicklungsroman,  spannendem Krimi und Liebesgeschichte. Im „Club“ beschreibt Würger die hermetisch abgeriegelte Welt eines Männerbundes und den enormen Druck, den die Mitglieder dieser Gruppe aufeinander ausüben. Es geht um Initiationsrituale, Dominanz,  Narzismus,  Wohlstandsverwahrlosung, Demonstration von Macht und Gewalt, Kontrollverlust und Vergewaltigung. Und es geht vor allem darum, wie weit jeder Einzelne bereit ist zu gehen, um weiter dazuzugehören. Das Ergebnis ist erschreckend. Würger erzählt von den menschlichen Abgründen, die sich bei den jungen Schnöseln der sogenannten Elite auftun und die ob ihrer Drastik den Atem stocken lassen. Die Ungeheuerlichkeit dieser Vorgänge wird noch durch die Sprache des Romans unterstrichen. Sie ist schlicht und schnörkellos und die Ansprechhaltung ist die eines Reporters, der die Dinge beschreibt, ohne sie zu werten. So entlarven sich Figuren quasi selbst durch ihre Handlungen, und der Kniff, die Geschichte aus der Perspektive verschiedener Figuren zu erzählen, macht das Szenario sehr lebendig. Insgesamt ein sehr gelungener Debütroman, dessen Ende eher versöhnlich stimmt.

 

 

Die szenische Lesung greift die Erzählstruktur der Geschichte auf und ist deshalb für diesen Roman wie geschaffen. Anna Maria Mühe, Mathias Koeberlin und den anderen Sprechern gelingt es mühelos, die Figuren des Romans lebendig werden zu lassen und den Hörer mitzunehmen in eine Welt, die eher von der Faszination des Grauens, denn von Luxus und Schönheit geprägt ist.  Mit der Lesung ist eine  wunderbare Umsetzung der Geschichte geglückt.

 

 

Die ungekürzte Lesung ist bei Headroom Sound Production erschienen.

5 CDs

Laufzeit: 5 Std. 41 Min.

Preis: € 21,99

 

 

Die gebundene Ausgabe des  Buches ist im Kain & Aber Verlag erschienen.

Seiten: 240

Preis: € 22,00

 

 

Eine Rezension von Liliane Mika

www.mika-media.net